Zukunftsthemen standen beim 71. ZKF-Branchentreff am 24. und 25. Mai 2019 in Esslingen im Mittelpunkt der Veranstaltung des Zentralverbands Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF). In der Grundsatzrede zeigte ZKF-Präsident Peter Börner die künftigen Veränderungen der Branche auf und betonte die neue Ausrichtung des Verbandes für eine gezieltere Ansprache der jüngeren Mitgliedsunternehmer und zeigte Problemlösungen auf.
Vor den rund 400 Teilnehmern skizzierte Börner einen sich in den nächsten Jahren dramatisch verändernden Markt: „Tatsache ist, dass sich einiges in der Zukunft verändern wird: Technik im Auto, Antriebsart, Eigentum, Gesellschaft, Versicherung, Personal. Hinzu kommen Telemetrie, Diagnose, Big-Data-Auto, Justage, die Investition, Fachkräfte, Löhne, administrative Aufgaben und die Tatsache, dass nur noch am Handel von Waren in den durchschnittlichen Betrieben verdient wird“, zählte der ZKF-Präsident die Herausforderungen auf und betonte zugleich: „Das darf niemanden abschrecken oder resignieren lassen. Nein, das muss uns motivieren.“
NEUE WEGE GEHEN
ZKF-Präsident Peter Börner zeigte auf, wie zukünftig die Antworten von Verband und Betrieben aussehen müssen: „Eine zentrale Rolle spiele dabei das Display im Auto: Wer hier künftig sichtbar sei, werde beim Kunden auch in Zukunft wahrgenommen.“ In Esslingen zeigte der ZKF-Präsident zudem die Vielzahl an Assistenzsystemen auf, die ab 2022 bei der Zulassung von Neuwagen vorgeschrieben werden. Nach Einschätzung von Branchen-Experten werden intelligente Geschwindigkeitsassistenten, verschiedene Warnsysteme, Fahrassistenten oder Notbremssysteme langfristig für einen deutlichen Rückgang der Unfallzahlen und damit auch des Reparaturvolumens sorgen.
KONKRETE LÖSUNGEN FÜR FREIE K&L-BETRIEBE
Der ZKF und die Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL) sowie die EUROGARANT AutoService AG bieten gerade markenunabhängigen Fachbetrieben für die anstehenden Herausforderungen zahlreiche Lösungen. „Als Berufs- und Wirtschaftsverband sehen wir unsere Aufgabe in der Lieferung von Problemlösungen“, erklärte Peter Börner in seiner Grundsatzrede. Dazu zähle repair-pedia mit Reparaturanleitungen, IFL-Hinweisen, technischen Dokumenten sowie anwaltlichen Kommentaren zu Rechnungskürzungen. Mit dem Mehrmarkendiagnosegerät EuroDFT könnten die Betriebe auch neue technische Herausforderungen wie das Anlernen von Lenkgetrieben, Kalibrieren von Abstands-Radarsensoren oder das Zurückstellen von Scheinwerfer-Steuergeräten meistern.
ZKF-PRÄSIDENT KRITISIERT REGULIERUNGS- UND KÜRZUNGSWAHN DER VERSICHERER
Neben den Zukunftsthemen spielten auch aktuelle Entwicklungen in der Grundsatzrede eine herausragende Rolle. Im Mittelpunkt stand das Streitthema Rechnungskürzungen. „Die Versicherungen müssen endlich begreifen, dass der aktuelle Regulierungs- und Kürzungswahn zu dramatischen Betriebsergebnissen und zu schlechteren Voraussetzungen in der Zukunft führt“, stellte Peter Börner beim ZKF-Branchentreff fest. Nach der Erhebung des aktuellen ZKF-Branchenberichts liegt im reparierenden Karosserie- und Fahrzeugbau der Ertrag vor Steuern, Abschreibung und Investition bei gerade einmal 4,6 Prozent. Also blieben am Ende nach Abzug dieser Positionen in der Tasche des Unternehmers 0 Euro. „Keine Luft zum Leben, zum Investieren, zum Ausbilden und zum Gestalten der Zukunft,“ fügte Börner hinzu. Gleichzeitig weise die HUK-Coburg ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 565 Millionen aus, die Allianz erreiche ein Ergebnis vor Steuern von 10,4 Milliarden Euro. Der ZKF-Präsident betonte zur Kürzung von Werkstattrechnungen: „Wir reden seit fünf Jahren mit den Schaden-Chefs der Kfz-Versicherer. Die sagen uns: Ja, fachlich habt Ihr Recht, aber trotzdem bezahle ich nicht.“
Die Einschätzung von Peter Börner dazu: „Die Versicherer reagieren erst dann, wenn sich aufgrund des Fachkräftemangels das Angebot an Reparaturkapazität weiter verknappt, die Betriebe nur noch mit Anwälten vorgehen und die Reparaturaufträge bevorzugen, die zum auskömmlichen Stundensatz abgerechnet werden können.“
ZKF-BRANCHENTREFF DISKUTIERT ZAHLREICHE THEMEN
Neben der Grundsatzrede standen auch zahlreiche Workshops in Esslingen auf der Agenda. Henning Hamann, Fachanwalt für Verkehrsrecht und Geschäftsführer ETL Kanzlei Voigt, informierte die Teilnehmer über das Regulierungsverhalten der Kfz-Versicherer und die konsequente Anwendung des Schadenersatzrechtes, um Ansprüche der Fachbetriebe erfolgreich geltend zu machen.
Auch die neue Website des Zentralverbandes „SOS-Rechnungskürzung“ wurde beim ZKF-Branchentreff diskutiert. Rechtsanwalt Matthias Nickel (Rechtsanwälte Kaspar, Müller, Nickel) und ZKF-Referent Michael Zierau stellten die Funktionsweise der Internetseite vor. Weitere Themen in Esslingen: Leichtbau-Karosserieinstandsetzung der Porsche AG, Unternehmensführung mit den Themen Digitalisierung, Führung und Selbstmanagement, neue Entwicklungen bei Fahrerassistenzsystemen sowie aktuelle Trends bei leichten Nutzfahrzeugen und gesetzliche Vorgaben für Aufbauhersteller.
BESONDEREN DANK AN SPONSOREN, EHRENAMT UND ENDE DES BRANCHENTREFFS
Der Dank des ZKF-Präsidenten galt auch den Sponsoren Carlofon GmbH, DAT und Volkswagen Nutzfahrzeuge für die finanzielle Unterstützung bei diesem diesjährigen ZKF-Branchentreff in Esslingen. Großer Dank des ZKF ging auch an Rolf Bieling aus Lörrach, der nach langjähriger Arbeit im Haushaltsausschuss des ZKF den Vorsitz hatte und in der Mitgliederversammlung verabschiedet wurde. Während der im Stile der 70er Jahre gehaltenen Abendveranstaltung im Kongress Zentrum ehrte der ZKF mit Goldenen Ehrennadeln: ZKF-Vizepräsident Ulrich Schäfer (Ilsfeld-Auenstein), den Obermeister der Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung Mühlheim-Essen Jörg Bergmann (Essen), den Obermeister der Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung Mettmann Max Witeczek (Velbert) und den Geschäftsführer der Karosserie- und Fahrzeugbauer- Innung Südbaden Hans-Peter Renkert (Freiburg).
Mit dieser Veranstaltung fand der letzte Branchentreff des Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik in seiner bisherigen Form statt. Der ZKF-Präsident kündigte an, dass der Verband künftig das „Automobile-Zukunft-Forum“ ab dem nächsten Jahr mit einem Programm zum Anfassen, mit Notbremstests und Auto-Crashs veranstalten wird. Ziel ist es, die jüngere Generation in den Fachbetrieben stärker anzusprechen, die das Forum aktiv mitgestalten sollen. Das Automobile-Zukunfts-Forum wird vom 18. bis 20. Mai 2020 stattfinden.
Über den Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF)
Der ZKF in Friedberg (Hessen) ist der Berufs- und Wirtschaftsverband für die Unternehmen des Karosserie- und Fahrzeugbaus mit 3.500 Betrieben, ca. 43.000 Beschäftigten und über 4.000 Auszubildenden. Im Jahr 2017 erzielte der deutsche herstellende und reparierende Karosserie- und Fahrzeugbau einen Umsatz von 4,7 Mrd. Euro. Der ZKF ist ordentliches Mitglied im Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK).
Weitere Informationen unter www.zkf.de und www.autounfall.info.
Weitere interessante Nachrichten und Informationen finden Sie wie immer auch in unserer Kategorie "Neuigkeiten".
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.